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AutorenbildHans Posthumus

Fachkräfte-Strategien - Blick auf Afrika

Aktualisiert: 27. Okt. 2023

Fachkräftemangel treibt heute ganze Branchen und sogar Verbraucher um. Ob Handwerk, Speditionen, Pflegeeinrichtungen oder Industrie. Die Liste der gefragten Professionals (m/w/d) ist lang: LKW-Fahrer, Schweißer, Elektriker, Krankenschwester, Schreiner, Bauarbeiter, ICT Spezialisten und Softwareentwickler, Hotel- / Kreuzfahrt- / Gastronomie-Fachkräfte um nur einige der sog. 36 Mangelberufe zu nennen. Quelle: 36 Mangelberufe laut BMAS Studie 2026, S. 43. Die Studie beziffert fehlende 240.000 Fachkräfte bis 2026.


Wer aktuelle Studien (siehe auch unseren News Bereich) bezüglich einerseits demografischer Entwicklung und anderseits relevanter Geburtenjahrgänge - die mehrheitlich aufs Gymnasium und zum Studieren anstatt in Berufsausbildungen gingen - betrachtet, sieht dass sich der Engpass bis 2030 weiter zuspitzen wird. Wirtschaftlicher Ab- oder Aufschwung hin oder her.


Wo sollen die erfahrenen, dringend benötigten Arbeiter und Fachkräfte herkommen? In den 60er Jahren kamen sie aus Italien, in den 70ern und 80ern oft aus der Türkei, ab den 90ern vermehrt aus Osteuropa. Und jetzt?


Fachkräfte-Strategien die den Blick auf Afrika richten werden rasch beliebter. In vielen afrikanischen Ländern gibt es nämlich ein umgekehrtes Problem. Zahlreiche gut ausgebildeten, fließend englischsprachigen (oft Amtssprache) jungen Menschen treffen auf einer Wirtschaftsstruktur, die zu wenige Stellen zu bieten hat. Eine Arbeitslosigkeit von nicht selten über 40% ist die Folge.


Für uns Europäer kaum wegzudenkende große Wirtschaftssäulen wie Produktion und Dienstleistungssektor fehlen in Afrika auf breiter Front und stellen entsprechend kaum Jobs. Eine wesentliche Ursache dafür ist, dass fast alles in China und Indien produziert und nur importiert wird. Nicht zuletzt aufgrund der geopolitischen Anstrengungen dieser Länder in weiten Teilen des Africa-Kontinents in den letzten Jahrzehnten.


Ein schlechtes Gewissen braucht so am Ende kein Unternehmer in Europa zu haben, wenn er sich um afrikanische Fachkräfte bemüht. Nachrücker gibt es dort mehr als genug.


Dennoch ist der Fachkraft-Import aus Afrika nicht ganz trivial. Zunächst gibt es seitens EU Länder - trotz Fachkräftemangels - hohe Hürden bis ein Arbeitsvisum für eine Fachkraft aus einem Drittland bewilligt wird.

Zurecht wird von Arbeitsagenturen zuerst geprüft ob nicht doch geeignete Fachkräfte im eigenen Land für die Stelle vorhanden sind. Auch wird mit Recht streng geprüft ob Vorbildung, Zertifikate und Berufserfahrung des Kandidaten aus dem sog. Drittland (außerhalb der EU) zum vorliegenden Arbeitsvertrag und Berufsbild in Deutschland passen.


Nicht zuletzt soll der Kandidat von Tag 1 in Deutschland, die Instruktionen von Chef, Kollegen und Kunden halbwegs verstehen. Daher hat der Kandidat zum Visumstermin nachzuweisen, dass er bereits im Herkunftsland Deutsch auf i.d.R. auf A2 bis B1 Niveau erlernt hat. Eine Vorleistung und damit klares Commitment des künftigen Mitarbeiters (m/w/d).


Pioniere, wie die Bluekazi Group, haben sich dem Zusammenbringen von Fachkräften speziell aus Afrika und Arbeitgebern in Deutschland, UK und Nord-Europa verschrieben. Die erbrachte Dienstleistung glättet die Hürden und begleitet den Fachkräftegewinnung durch Import indem sowohl Arbeitgeber- als Kandidatenseite intensive Beratung und Unterstützung entlang dem Onboarding-Prozess erhält.


Da der Fachkräfte-Import Bedarf aktuell stark ansteigt, sind aktuell Bestrebungen seitens der Politik erkennbar den Fachkräfte-Import aus Drittländer zum Ende 2023 zu vereinfachen. Dementsprechend dürfen sich Handwerker, Krankenhäuser, Pflegeheime oder Industrie auf einen Prozess einstellen, der etwas günstiger und vielleicht 7 anstatt 9 Monate brauchen wird, bis ein neuer Mitarbeiter (m/w/d) mit im Heimatland erlangter Deutsch-Sprachkompetenz hier ist. Manch einer wird sagen: was sind schon 7 Monate wenn eine Linderung damit in Sicht ist. Wer mittelfristig Fachkräfte aus Afrika gewinnen möchte, sollte jedenfalls zeitig anfangen.


Was sind Erfolgsfaktoren für Arbeitgeber? Bei Anwerbung von afrikanischen Fachkräften (über spezialisierte Dienstleister) wollen folgende Punkte strategisch berücksichtigt werden:

  • Horizont. Die HR Strategie bzw. die Personal-Rekrutierung sollte einen Horizont von 6-18 Monaten haben. Wenn die Fachkraft aus Afrika nach schnellstens 6 Monate da ist, warten einige Integrations-Aufgaben. Diese verlangen strukturierte Begleitung, einen Zeitplan und einen (HR-)Paten. Es geht von Hilfe in Dingen des täglichen Lebens wie die Gemeinde- und Krankenkassenanmeldung, über Führerschein nach EU-Standard umschreiben, bis hin zu aktiver Förderung beruflicher Angleichungskursen und weiteren Sprachkursen.

  • Integration. Der Wechsel von einem afrikanischen Entwicklungsland ins hochentwickelte Deutschland stellt für jeden Kandidaten einen Kulturschock dar. Arbeitssicherheit, Rettungsgasse oder profanes wie der Einkaufswagenchip sind nur einige Beispiele von Vielen wo Sie als Arbeitsgeber Aufklärungsbedarf leisten können und sollten. Der neue Mitarbeiter dankt es mit langjähriger Loyalität.

  • Kommunikation. Bleiben Sie mit Ihrem neuen afrikanischen Mitarbeiter noch einmal enger im Gespräch als Sie das mit einem Kandidaten aus Deutschland tun würden! Ob am Arbeitsplatz, in zwischenmenschlichen Erlebnissen, oder im privaten Leben in der Freizeit. Ihr neuer Mitarbeiter hat in den ersten Monaten wöchentlich neue Fragezeichen wo sich jemand im Unternehmen für die Beantwortung Zeit nehmen sollte. Wenn Sie den Eingliederungsprozess gut begleiten gewinnen Sie einen Mitarbeiter für Jahrzehnten.

Und was sind die wesentlichen Vorteilen, die Fachkräfte aus Afrika mitbringen?

  • Sprache. Eine Verständigung auf Englisch ist von Beginn an jederzeit möglich. Deutsch B1 Niveau ist zudem vorhanden. Das macht die Kommunikation wesentlich einfacher als mit Kandidaten aus Ländern wo englisch nicht gelernt ist.

  • Motivation. Das vorrangige Arbeitsmigrationsmotiv von Afrikanern ist langfristig und ökonomisch geprägt ("Wirtschaftsflüchtling"). Ganz anders als häufig bei bspw. einem Kriegsflüchtling, der selbstverständlich hofft bald in die Heimat zurückkehren zu können. Den Arbeitgeber erwartet mit einem afrikanischen Mitarbeiter jemand der in aller Regel sehr fleißig, dankbar (für die Job-Chance, für die modernen Prozesse / Maschinen / Hilfsmittel, für ein gutes Gehalt), sehr kreativ (Improvisationstalent, aus wenig viel machen können), ambitioniert und loyal ist.

  • Ambition. Die Ambition einer afrikanischen Fachkraft ist häufig groß und wie folgt geprägt:

    • der Wunsch nach beruflicher Verwirklichung (mit modernen Prozessen / Maschinen / Hilfsmitteln) und das Erlernen erweiterter fachlicher Fähigkeiten (Weiterbildung).

    • der Wunsch nach mehr fachlicher Anerkennung im Unternehmen und im Team.

    • das Streben, eine erweiterte Familie von nicht selten mehr als 5 Personen in der Heimat finanziell mit zu Versorgen. Das bedeutet, dass oft 300-400 Euro monatlich in die Heimat überwiesen werden.

    • der Wille eine langfristige Existenz und Zukunft in Europa aufzubauen, ohne Korruption und Ausbeutung wie im Heimatland oft erlebt wurde. Es folgt häufig der Wunsch nach einem Jahr evtl. Partner und Kinder nachziehen zu lassen, was erlaubt ist.

Bei der Fachkraft-Import Frage bzgl. Afrika ist es sinnvoll sich mit Experten wie die Bluekazi Group (Anm.: Kazi bedeutet Job in Kiswahili Sprache) zu beraten. Zum Einen erhält man dadurch Zugriff auf umfangreiche lokalen Kandidaten-Communities in Kenia, Sambia, Uganda usw. Und zwar Kandidaten mit dem richtigen fachlichen Profil. Zum Anderen erhalten Arbeitgeber und Kandidaten umfassende Beratung um möglichst rasch und gut vorbereitet zum Erfolg geführt zu werden. Interkulturelles Onboarding ist ein wichtiger Part darin.

Noch ist man in der Fachkräftegewinnung mit einem Blick auf das Reservoir in Afrika Vorreiter, und hat damit den großen Vorteil der 1. Auswahl. Es liegt auf der Hand, dass diese Vorreiter-Phase bald durch eine Phase abgelöst wird, worin Afrika zum festen Rekrutierungsziel von deutlich mehr Unternehmen geworden ist. Beispielweise die BILD Zeitung berichtet hier von einer Afrika Initiative des Handwerks in der Region Hannover, wo 11.000 offene Stellen zu besetzen sind.

Erfolg definiert sich dabei wie folgt: mit jedem Kandidat gibt es eine bald gut integrierte Fachkraft mehr, der die Lücke in Deutschland schließt, sowie Firmenumsatz und Kundenzufriedenheit sichert. Und das Arbeitgeber-Kandidaten Paar bleibt langjährig zusammen.


Zusammenfassend: Afrika und Europa ergänzen sich beim Thema Fachkräftenachwuchs viel besser als auf den ersten Blick vielleicht vermutet. Eine mittel- anstatt kurzfristige Rekrutierungsstrategie und entsprechenden Integrationswillen des Arbeitgebers und der Gesellschaft vorausgesetzt. Die Politik und der Bundeskanzler (Afrika Besuche im ersten Halbjahr 2023) haben die Weichen pro-Afrika bereits gestellt.

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